Aus der Gemeinde und Pfarre Kammern
Die Pfarrkirche St. Johann in Kammern ist ein spätgotischer Bau. An der Südseite befindet sich die romanische Sakristei, vermutlich der Rest – wahrscheinlich das Langhaus – der um 1480 zerstörten früheren Kirche. Nördlich schließen sich an den mit fünf Strebepfeilern versehenen Chor und das Langhaus die in der Barockzeit errichtete Chorkapelle an.
Halbrunde Wanddienste tragen das Sternrippengewölbe des Chores, das von drei Schlusssteinen mit den Darstellungen „Lamm Gottes“, „Haupt Johannes des Täufers“ und einer „Rosette“ – dem Wappen derer von Trautmannsdorff – abgeschlossen wird. Friedrich von Trautmannsdorff war von 1472 bis 1498 Pfarrer in Kammern, sein Onkel Johannes damals Abt von Admont.
In den Wanddiensten, die im vorigen Jahrhundert durchbrochen wurden, sind unter 1907 errichteten neugotischen Baldachinen die vom ehemaligen Hochaltar stammenden barocken Statuen von Heiligen angeordnet. Sie stellen die Verwandtschaft Jesu dar. Links beginnend sieht man: Martha, Maria Magdalena, Maria Salome, Maria, Anna, Joachim, Josef, Jakobus dem Älteren, Judas Thaddäus, Johannes den Evangelisten.
An der Ostseite des Chores befinden sich drei hohe gotische Fenster, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts neu gestaltet wurden. Die Glasmalereien zeigen die "Enthauptung des hl. Johannes des Täufers", die "Taufe Christi" und die "Geburt Johannes des Täufers"
An der Südseite des Chores, über dem Eingang zur Sakristei, wurde 1907 ein Freskofragment aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts freigelegt, das die „Geburt und Auferstehung Christi“ zeigt.
Der marmorne Hochaltar wurde 1907 als sogenanntes steinernes Retabel mit zwei Goldmosaiken errichtet. Diese Mosaike zeigen "Christus in Emmaus" sowie "Abraham und Melchisedech".
An der Nordseite, direkt gegenüber dem Eingang zur Sakristei, hängt ein Votivbild aus dem Jahr 1714, das zum Dank für die Verschonung von Vieh-
Nördlich schließt sich die Chorkapelle an. Sie ist mit einem Kreuzrippengewölbe ausgestattet, und der Altar wurde 1780 vom Leobner Franz Xaver Krenauer geschaffen. Den hl. Johann von Nepomuk sieht man zwischen gerafften Vorhängen. Zu seinen Füßen stehen die Statuen der Schutzpatrone des Landvolkes, Isidor und Notburga. Rechts, beim Kapelleneingang, befindet sich auf einem Wandpostament eine Statue des hl. Florian.
Die Sakristei, der älteste Teil der Kirche, beherbergt Fresken aus dem 13. Jahrhundert. Sie entstanden wahrscheinlich zur Zeit des Abtes Heinrich. Dargestellt sind Christus in der Mandorla, umgeben von den Evangelistensymbolen (östliches Gewölbe), die zwölf Apostel in frühgotischen Arkaduren stehend (Nordwand) sowie Reste von vier Heiligen an der Südwand.
Das Langhaus der Pfarrkirche ist eine zweischiffige Halle, deren Sternrippengewölbe auf vier achteckigen Pfeilern und Wanddiensten ruht.
Links und rechts des Chorbogens befinden sich zwei Seitenaltäre, die aus der Zeit um 1670 stammen. Beide sind ähnlich gestaltet und weisen jeweils eine große und eine kleine Nische auf.
Der nördlich (links) gelegene Seitenaltar zeigt in der großen Nische eine thronende Maria mit Kind (aus dem frühen 15. Jahrhundert). Maria reicht dem Kind einen Apfel, was sie als Braut Christi symbolisiert. In der oberen, kleinen Nische steht eine Statue des hl. Josef. Auf seitlichen Postamenten befinden sich die hl. Theresia und der hl. Dominikus.
Im rechts gelegenen Sebastiansaltar befinden sich anstelle von Statuen Gemälde. Das größere zeigt die hl. Irene, die dem gemarterten Sebastian einen Pfeil aus dem Leib zieht. In der kleinen Nische befindet sich ein Bild des hl. Florian. Flankiert wird der Altar von den Statuen des hl. Benedikt und seiner Zwillingsschwester, der hl. Scholastika.
Auf jedem dieser beiden Altäre steht ein sogenanntes Tafelreliquiar.
Die Maßwerkfenster unmittelbar neben den beiden Seitenaltären wurden – wie jene im Chor – zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit einfachen Glasmalereien versehen. Neben dem Marienaltar sind die hl. Hemma und die hl. Anna dargestellt. Gegenüber, vor dem Sebastiansaltar, der hl. Josef und der hl Johannes Chrysostomus. Unter beiden Fenstern befinden sich Gemälde mit Porträts von Kirchenlehrern.
An der Südwand des Langhauses befindet sich der Benediktaltar, ein gemalter Ornamentaltar. Das zentrale Gemälde zeigt den hl. Benedikt und wurde 1753 von Bartholomäus Altemonti gemalt.
Ebenfalls an der Südwand befindet sich die barocke Kanzel, deren kassettenartige Felder die vier Evangelisten darstellen. Gekrönt wird sie von einer Engelsgruppe, die früher dem Admonter Bildhauer Thaddäus Stammel zugeschrieben wurde. Sicher von diesem Künstler stammt ein kleines Kruzifix, das sich einst am Sebastiansaltar befand und nun im Pfarrmuseum aufbewahrt wird.
An den Seitenwänden des Langhauses hängen die 14 Kreuzwegstationen, Bilder aus dem 18. Jahrhundert.
Die Orgel auf dem Musikchor wurde 1840 erneuert und vergrößert und besitzt seit den 1960er-
Die Kirchenbänke wurden 1909 vom einheimischen Tischler Johann Freidinger kunstvoll und liebevoll gestaltet. Jede Bank weist ihr eigenes Schnitzmuster auf.
Der quadratische Turm ist durch Kaffgesimse in fünf Geschosse gegliedert. Im Glockengeschoss befinden sich vier spitzbogige Schallfenster. Folgende Glocken erklingen:
Die Pergerglocke stammt aus dem Jahr 1536 und überdauerte auch die beiden Weltkriege. Sie ist mit 1.100 kg die zweitschwerste Glocke im Turm und auf den Ton fis gestimmt. Die schwerste ist die Johannisglocke mit 1.243 kg, gestimmt auf dis. Sie wurde – ebenso wie die beiden kleineren Glocken – 1957 gegossen. Dargestellt sind Johannes der Täufer, Sebastian, Martin und Florian. Die Angelusglocke wiegt 312 kg, ist auf h gestimmt und zeigt neben dem Schutzengel die Erzengel Gabriel, Michael und Raphael. Auf der kleinsten Glocke, der 155 kg schweren und auf fis gestimmten Sterbeglocke, sind der hl. Josef und die hl. Barbara abgebildet.
In der Turmkammer ist heute das Kriegerdenkmal untergebracht, das 1920 von Hans Stöger aus Admont geschaffen wurde.
Eine Besonderheit ist die Weihnachtskrippe, die heute außerhalb der Weihnachtszeit in der Sakristei aufbewahrt wird. Sie wurde 1951 vom Osttiroler Bildhauer Gottfried Fuetsch geschaffen und zeigt Bauten aus der Umgebung: die Pfarrkirche, die Burgen sowie das Stift Admont. Die Figuren tragen die Gesichtszüge damals lebender Gemeindebewohner – sogar der Hund des damaligen Pfarrers P. Emmeran Tiefenböck wurde verewigt.
(Aus der Festschrift anlässlich der Altarweihe 1995 – Alois Gamsjäger)