Der Rittersteig
Versetzen wir uns zurück in die Zeit des Mittelalters, als die Burgen Kammerstein und Ehrenfels mit Leben gefüllt waren. Trotz der scheinbaren Uneinnehmbarkeit, die die geschützte Lage der Burgen den Bewohnern vermittelte, verlangte das Leben doch mehr Wohnqualität. Soweit es die Vorsicht zuließ suchte man sich neue Wohnstätten, behielt die hochgelegenen Burgen aber als Reserve für einen möglichen Rückzug.
Unsere Ehrenfelser siedelten sich um die Mitte des 14. Jahrhunderts im Talschloss Ehrnau an. Der Rittersteig war eine geschützte Verbindung zwischen Schloss und der sicheren Burg.
Die Burgherren hielten sich nicht nur im Kammertal, wie das Liesing-Paltental bis in die 1930iger Jahre genannt wurde, auf, sie hatten weit verstreut, bis in die Gegend von Linz, im Lavanttal, in der Ost– und Südoststeiermark, im Murtal und im Ennstal Besitzungen. Besonders in Kärnten waren sie hohe Amtsträger.
War diese, knapp 200 Jahre hier ansässige Familie ein edles Rittergeschlecht oder waren sie die Raubritter, wie sie aus den Sagen bekannt sind. Wahrscheinlich waren sie beides, oft gleichzeitig. Auch war der Ritter nicht nur der edle Beschützer seiner Untertanen, man verstand es, sich zu nehmen, was man begehrte, Recht hatte der Stärkere, nicht nur in den Zeiten des sogenannten Faustrechtes.
1375 entführten Otto und Heinrich von Ehrenfels den Bischof von Passau und wurden mit dem Kirchenbann belegt. Jeden Sonntag verkündete man von den Kanzeln der Passauer und Salzburger Kirchen::"Otto und Heinrich von Ehrenfels, Herren auf Nieder– und Oberkammern, die sich wieder jedes Rechts bei St. Pölten der Person des ehrwürdigen Bischofs von Passau, Albrecht von Winkel, bemächtigt haben, während er zur Vermählung Albrechts, des Herzogs von Österreich nach Wien reiste, und ihn auf ihrer Burg ebenso wider alles Recht festhalten, sind mit dem Kirchenbann belegt." Zwei Jahre später wird ein Bruder der beiden, Wolfhard von Ehrenfels, Pfarrer von Kammern. Da könnte man noch annehmen, das wäre eine Art Gegengeschäft mit der Kirche gewesen. Aber wenige Jahre später finden wir den "Raubritter und Entführer" Otto in der Funktion des Landeshauptmannes von Kärnten. Sein Erbnachfolger Hans von Ehrenfels ist Bambergischer Hauptmann in Wolfberg, eine überaus ehrenvolle Position. Auch war die Entführung keine mutwillige Erpressung, sondern die Folge langjähriger Erbschaftsstreitereien.
Mit dem vorerwähnten Hans erlischt das Haus Ehrenfels in männlicher Linie und die Herren von Kraig, bei St. Veit beheimatet, erben die Herrschaft, die sich bei weiten nicht nur auf die beiden Burgen bezog.
Wolfhard war nicht nur Pfarrer von Kammern, von 1411 bis zu seinem Tode 1421 übte er das Amt des Bischofs von Lavant mit Sitz in Marburg aus. 1283 starb Herburgis von Ehrenfels, die zuvor Nonne in Admont gewesen war, als Äbtissin des Nonnenklosters Göß und mit Dietmar Cholbo finden wir um 1350 als Probst zu Seckau noch einen Ehrenfelser in einer bedeutenden kirchlichen Stellung..
Die Ehrenfelser mischten ebenso in der großen Politik mit. 1292 erhob sich der steirische Adel gegen die Habsburger. Die Ehrenfelser öffneten den von Salzburg unterstützten Aufständischen ihre Burgen. Nachdem sich der steirische Adel ergeben musste, verloren die Ehrenfelser für ein Jahr ihre Burgen.