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Aus der Gemeinde und Pfarre Kammern

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 Unsere Heimat liegt unzweifelhaft auf historischem Boden, der schon frühzeitig von menschlichen Spuren gezeichnet wurde. Die älteste belegte Kunde aus der Vergangenheit liefert ein jungsteinzeitliches Beil, welches bei den Bauarbeiten nach dem Brande von 1874 gefunden wurde. Ebenso stammen Reste eines Wasserbauwerks bei Pfaffendorf aus vorchristlicher Zeit. Von den Römern zeugen ein Römerstein aus Seiz und ein kleiner Hausaltar, eine Ara. Seit dem frühen Mittelalter ist in unserer Heimat der Einfluss der Kirche für das kulturelle Leben von entscheidender Bedeutung. Genauso ist es auch bei uns in Kammern.

Die Schenkungen Ludwigs des Deutschen und die damit verbundene Nennung von St. Michaels (ad Listinicham, an der Liesing) führen unsere nähere Umgebung aus dem Dunkel der schriftlosen Vergangenheit. Der damals genannten Kirche von St. Michael dürfte, was nicht schriftlich belegt aber sehr wahrscheinlich ist, auch Kammern zugehörig gewesen sein. Wichtig für uns ist die Schenkung großer Besitzungen der Hemma von Gurk zur Gründung eines Klosters im Admonttal. In der Stiftungsurkunde des Erzbischofs Gebhard von Salzburg wird der Zehent von Chamer als dem Stifte Admont zugehörig genannt (Austellungszeitraum der Urkunde zwischen 1074 und 1087)

1196 wurde die Kirche St. Johann zu Kammern als Tochterpfarre von St. Michael genannt und 1210 erfolgte die Erhebung zur Pfarre. Als Pfarrer wurde damals Chunradus genannt. Mautern, Kalwang, Wald und Seiz waren in den folgenden Jahrhunderten Filialen der Pfarre von Kammern. Die Nachbarkirchen wurden in diesen Jahren von den Gesellpriestern oft hoch zu Ross "besungen", d. h. Kapläne kamen zum Messlesen in die Filialkirchen. Einem für einen Pfarrer recht ungewöhnlichen Namen begegnen wir im Jahre 1310, ein Tausend Teufel wird als Pfarrer von Kammern genannt.

In den unruhigen Zeiten des Mittelalters gab es mit anderen Grundherrn häufig Streitigkeiten. Besonders groß waren die Gegensätze der Pfarre Kammern zu den Ehrenfelsern, die uns ja auch in der Sage als Raubritter begegnen. Damit endlich Ruhe einkehre, wurde im Jahre 1377, zwei Jahre nachdem die Ehrenfelser wegen der Entführung des Passauer Bischofs mit dem Kirchenbann belegt worden waren und ein Jahr lang in allen Kirchen der Diözese bei brennenden Kerzen der Bannfluch verkündet wurde, eine Art Friedensvertrag geschlossen. Die Ritter gelobten, die kirchlichen Güter zu schonen und ihr jüngster Spross, Wolfhard, wurde als Pfarrer von Kammern eingesetzt, was damals sicherlich ein recht einträglicher Posten war. 1411 wurde Wolfhard sogar zum Bischof von Lavant (Marburg) ernannt. Als die Türken gegen Ende des 15. Jahrhunderts mehrmals in die Steiermark eindrangen, fiel ihnen am 5. 8. 1480 auch die damalige Pfarrkirche teilweise zum Opfer. Erhalten blieb nur das ehemalige Langhaus, die heutige Sakristei. In den folgenden Jahrzehnten fand der Wiederaufbau der Kirche statt, der, verglichen mit der vormaligen Größe recht großzügig ausfiel, was sicherlich darin mitbegründet war, dass der damalige Pfarrer, Friedrich Graf Trautmannsdorff, ein Neffe des Abtes Johann Graf Trautmannsdorff war, welcher am 28. Jänner 1495 eine Reihe von Vigilen und Messen für die Pfarrkirche von Kammern stiftete. 1498 wurde die Pfarre Kammern auf Grund eines päpstlichen Dekretes der Tafel des Abtes von Admont reinkorporiert. 1510 konnte die in spätgotischem Stile wiedererbaute Kirche feierlich eingeweiht werden. Sie entsprach damals schon ihrem heutigen Äußeren, lediglich die im 18. Jahrhundert angebaute Chorkapelle fehlte noch.

Eines der ältesten Ausstattungsstücke der Kirche ist zweifelsfrei die 1536 von Jörg Perger gegossene Glocke, die alle Kriegswirrnisse, auch die beiden Weltkriege unseres Jahrhunderts überdauerte und mit ihren 1.100 kg heute die zweitgrößte Glocke in unserem Kirchturm ist. Im Laufe der Jahrhunderte gab es laufend Umgestaltungen der Kirche. Die ursprünglich spätgotische Einrichtung wurde nach und nach durch eine aus der Renaissance- und der Barockzeit ersetzt. Nicht zuletzt halfen auch Naturereignisse bei diesen Umbauten mit. Um 1690 beschädigte ein Erdbeben den Kirchturm so schwer, dass er verstärkt werden musste. Bereits vorher war der ursprünglich spitze Kirchturmhelm durch einen Zwiebelturm ersetzt worden. Ein Stich aus den Jahren um 1680 zeigt die Kirche mit einem Zwiebelturm, der Pfarrhof selbst hatte ein schlossartiges Aussehen. Erst der Eingriff einer Naturgewalt, ein Blitzschlag im August 1899, gab die Veranlassung, den Turm wieder in seiner Ursprünglichkeit herzustellen. Überhaupt war die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert sehr ereignisreich. So wurde 1698 der Kalvarienberg angelegt, und in dieser Zeit dürften auch die um 1670 entstandenen, ursprünglich in Frauenberg aufgestellten, Seitenaltäre den Weg nach Kammern gefunden haben. Der Sebastiansaltar bestand schon in seiner heutigen Form, der Marienaltar war aber noch der Johann von Nepomuk Altar. Anstelle der Maria mit dem Kind befand sich die Statue des böhmischen Brückenheiligen in der Altarmitte.

Diese Aktivitäten gingen auf den damaligen Pfarrer Anselm Lurzer zurück, der auch recht interessante schriftliche Aufzeichnungen über das Leben im Pfarrhofe und die Speisepläne der damaligen Zeit hinterließ. Anselm Lurzer war bis 1707 hier Pfarrer und wurde dann Abt von Admont. Zwei Jahre später, 1709, erfolgte die Errichtung der Propstei Kammern. Damit wurde die Pfarre der wirtschaftliche Mittelpunkt des Liesingtales. Die Umbauten der Barockzeit gingen aber weiter. An der Südwand der Kirche entstand ein gemalter Baldachinaltar, dem hl. Benedikt geweiht. Das Bild des Heiligen ist mit B.A. 1743 signiert (Batholomäus Altemonte). Zwischenzeitig befand sich dieses Gemälde im Bischofzimmer des Pfarrhofes, seit 1980 hängt es wieder an seinem ursprünglichen Platz. Im Jahre 1780 errichtete der Leobner Künstler Franz Xaver Krenauer die Chorkapelle. Diese wurde als Votivgabe von Nikolaus Enterpfarrer, einem eifrigen Marienverehrer, samt dem Altar gestiftet. In dieser Marienkapelle befand sich, dort, wo heute der hl. Johann von Nepomuk zu sehen ist, die Statue Mariens mit dem Kinde. Der Hochaltar, wahrscheinlich ein Flügelaltar (um 1880 sollen sich Reste eines gotischen Flügelaltars mit unproportional angefertigten Figuren im Dachboden des Pfarrhofes befunden haben), wurde ebenfalls durch einen barocken ersetzt. Dieser neue Altar beinhaltete die zehn Heiligenfiguren, die heute in den Nischen der Runddienste im Chor zu sehen sind. Ebenso wurde die Kanzel mit der Engelsgruppe als Aufsatz geschaffen.

Um das Jahr 1840 wurde die Orgel erneuert und wesentlich vergrößert, 1873 das heilige Grab in gotischem Stile vom Kunsttischler Geissler aus Trieben hergestellt. 1862 gab es letztmalig ein Passionsspiel in Kammern: am Abhang des Kalvarienberges, tummelten sich die Spieler in prächtigen Gewändern und zogen viele Fremde nach Kammern. Als 1874 der Ort Kammern einem Großbrand zum Opfer fiel, blieben Kirche und Pfarrhof als zwei der wenigen Gebäude verschont. Dieses Ereignis gab für den damaligen Kaplan Anselm Schmid die Veranlassung, eine Pfarrchronik zu verfassen, die er 1882, damals war er schon Pfarrer in Gröbming, vollendete. Hauptquelle für ihn war die mehrbändige Geschichte des Stiftes Admont von P. Jakob Wichner. Kurz nach der Jahrhundertwende erfolgte ein einschneidender Umbau der Kirche. Hatte der barocke Hochaltar schon etwas früher, jedenfalls vor 1870, einem Altar im Zopfstile Platz machen müssen, so wurde dieser durch den heutigen neugotischen ersetzt. Die Statuen des ehemaligen Hochaltares, die die Verwandtschaft Jesu darstellen, erhielten in den halbrunden Wanddiensten des Chores neugotische Baldachine. Die Hauptstatuen des linken Seitenaltares, Johann von Nepomuk, und der Chorkapelle, Maria mit dem Kinde, wurden ausgetauscht. In der gesamten Kirche wurde ein neuer Boden verlegt, und der einheimische Tischlermeister Johann Freidinger errichtete neue, kunstvoll gestaltete Bänke. Es wird auch berichtet, dass beim damaligen Umbau der Pfarrer P. Cornelius Kössler selbst eifrig Hand anlegte.

Am 4. Juli 1920 wurde an der Südseite der Kirche, wo heute der Benediktaltar ist das Kriegerdenkmal eingeweiht, welches der Admonter Stiftsbildhauer Hans Stöger nach einem Entwurf des ehemaligen Pfarrers Cornelius Kössler geschaffen hatte. 1922 erfolgte die Elektrifizierung des Pfarrhofes und der Kirche, wobei die Errichtung einer Lampenstelle 111.000 Kronen, die eines Motoranschlusses 3.500.000 Kronen kostete, die Inflation näherte sich ihrem Höhepunkt. Eine recht schöne Anschaffung geschah im Jahre 1951. Im Auftrag des damaligen Pfarrers P. Emmeran Tiefenböck fertigte der Osttiroler Bildhauer Gottfried Fuetsch eine Weihnachtskrippe, die eine besonders charakteristische Ausstattung erfuhr, und in der nicht nur Bauten der Gegend sondern viele Bewohner der damaligen Zeit verewigt wurden. 1957, unter Pfarrer P. Tassilo Riegler wurden die Glocken wieder vervollständigt, und einige Jahre später das Geläute und die Orgel elektrifiziert, 1975 wurde das Geläute automatisiert. In den Jahren um 1980 erfolgte die letzte Renovierung der Kirche. Die Außenfassade erhielt damals ihr heutiges Aussehen. Im Kircheninneren wurde das Kriegerdenkmal in die Turmkammer verlegt und an seiner Stelle der gemalte St. Benedikt-Altar wiedererrichtet. Vor diesem fanden das hl. Grab und darüber die Weihnachtskrippe ihren Platz. Ebenso erhielt die Kirche wieder eine Turmuhr.

Im Pfarrhof errichtete P. Tassilo 1974 ein Pfarrmuseum und begann 1985 mit der Führung einer öffentlichen Bücherei, die 1993 ausgebaut und wiedereröffnet wurde. Mit den jüngsten Umbauten, der Renovierung des Pfarrhofes im Jahre 1994 und der Neugestaltung des Chores in der Kirche im Jahre 1995 schließt sich vorläufig der Kreis. Die Umbauten und Neugestaltungen sind aber ein Zeichen dafür, dass die Kirche mit der Zeit geht, dass sie den Willen hat, sich neuen Herausforderungen zu stellen.

  (Aus der Festschrift anlässlich der Altarweihe 1995 - Alois Gamsjäger)

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