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Der Obersteirer um 1880

Beschreibung der Menschen in der Obersteiermark nach Joseph Andreas Janisch aus dem Jahre 1885 - Topographisch - statistisches Lexikon für Steiermark

„Die Sprache des Volkes ist durchwegs deutsch, aber in einem ganz eigenen, sehr rauen Dialekte, der dem Fremden viele Worte ganz unverständlich macht. Nördlich ähnelt der Dialekt schon dem oberösterreichischen, im Südwesten hört man viel die Härte der Salzburger und im Süden schlägt die kärntnerische Mundart vor, welche bis Neumarkt, Lambrecht usw. zu erkennen ist.

Der Körperbeschaffenheit nach zeichnen sich die Bewohner durch einen knochigen, sehnigen Körperbau aus. Schöner ist das männliche als das weibliche Geschlecht(!). Eine offene, fröhliche, gutmütige Gesichtsbildung, große blaue oder graue Augen, blonde oder braune Haare, frischer Teint, der besonders dem weiblichen Geschlecht eigen ist, zeichnen diesen Menschenschlag aus. Die schönsten Menschen trifft man in der Gegend von Aussee bis an die Landesgrenze, schlank und schön gewachsen, behend, wohlgebildete Gesichtsformen und ein gesundes, blühendes Aussehen zur Schau tragend. Ferner die Bewohner der Täler und Berge von Veitsch, Aflenz, Neuberg, der unteren Salza und in den Seitentälern der Mürz. Die mindest schönen trifft man im oberen Murboden, bei Murau, Unzmark, dann bei Eisenerz, Radmer usw.

Die Zahl der Kretinen oder Trotteln ist nicht unbedeutend; dieselben finden sich hauptsächlich im unteren Ennstale, in den Seitentälern desselben, bei St. Georgen und Ranten ob Murau, dann bei Traboch, Mautern und Kalwang.

Die prächtigsten Menschen von allen sind jedoch besonders die Holzknechte; sie sind rau wie ihre Wohnsitze im tiefsten Gebirge, und ihr Charakter ist so fest, wie das Material, das sie bearbeiten.

In moralischer Beziehung zeichnet sich der Obersteirer durch sehr viele Tugenden aus. Gutmütig, friedliebend, ruhig und aufrichtig, fleißig und redlich sind die Haupteigenschaften des Bewohners. Die Liebe zu seiner schönen Heimat und Genügsamkeit machen ihn für viele Entbehrungen vergesslich.

Nur der Aberglaube grassiert noch stark unter der bäuerlichen Bevölkerung.

Das heitere und frohe Gemüt des Obersteirers gibt ihm Gelegenheit, bei Tanz, Gesang, Eis- und Scheibenschießen die schönen Seiten seines Charakters hervorzukehren, denn selten hört man von Raufereien und Exzessen wie im Unterlande.

Die Nahrung der Bewohner ist zwar sehr einfach, aber nahrhaft und kräftig, jedoch mit einem überschwänglichen Aufwand von Schmalz.

Die Kleidung ist die kleidsame steirische Tracht, wie sie allgemein bekannt ist.