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Kammerstein

Kammerstein, Burgruine in der Orts- und Kstrlgmd. Kammern, Grchtsbzk. Mautern, ¾ Std. vom Pfarrhofe Kammern entfernt. Der Weg führt durch das Dorf, beim „Bretzen“ vorbei, zuerst in gerader Richtung, dann durch Wald und mit einer Biegung nach rechts, wo man das gelblich-braune Gemäuer der Burg vor sich hat. Sie steht auf einem ganz isolierten Felsen in einer großartigen, von zwei Ausläufern des Reiting gebildeten Bucht, welcher der schroff aufsteigende Felsenhintergrund etwas Düsteres verleiht, nur der waldbewachsene Almgrund gegen Westen mildert diese wildromantischen Töne. Der Zugang ist von der Köhlerei, die am Fuße der Burg liegt. Zuerst bemerkt man einige spärliche Überreste der Zugbrücke, ein ganz schmaler Steg führt an der linken Seite in das Innere der Burg, worin ein Wartthurm noch ziemlich gut erhalten.

Die Geschichte schweigt über den Ursprung dieser Veste; wahrscheinlich dürfte sie ein gleichnamiges Geschlecht erbaut haben. Ein Ramung von Kammerstein kommt im Jahre 1236 sammt anderen steirischen Edelherren in der Umgebung des Kaisers Friedrich II. vor. Vielleicht waren die Kammerstein identisch mit dem Geschlechte der von Kammern, die Niederkammern (Kammerstein?) und Oberkammern (Ehrenfels?) besaßen und die von 1094 bis 1305 vorkommen u. zwar Marchwart v. Kammern 1094, 1122, Pilgrim, Kollmann, Engelbert, Otto und Hartrath 1150, 1187, Wiegand 1173, Wolfgang und Frowin 1189, Altmann, Ruodwin und Wolfger 1197, Wolfram, herzogl. Schaffer zu Weißkirchen 1187, 1190, Heinrich 1261, Otto 1266, 1275, 1305 und Hasold 1289 und 1296.

Um 1290 erscheint aber Kammerstein schon im Besitze der Ritter von Ehrenfels, und zwar besaß es in diesem Jahre Wulfing v. Ehrenfels. Der Erzbischof von Salzburg, selbst Otto der Baiernherzog hetzte den steiermärkischen Adel gegen den Landesfürsten, Albrecht I. von Habsburg; sie fanden leider nur zu schnell Anhänger. Aber Herr Wulfing blieb seiner Pflicht eingedenk und wies die schnöden Anträge der Aufrührer von sich. Die Söldner der feindlichen Fürsten rückten vor Kammerstein, welches auch erstiegen wurde. Im Jahre 1373 wurde Albert, Bischof von Passau, auf seiner Reise nach Wien zum Beilager Herzog Alberts III. mit dem Zopfe, von Otto und Heinrich v. Ehrenfels gefangen genommen, nach Steiermark geführt und in der Veste Kammerstein eingesperrt. Erst nach einem Jahre (1374) entließen sie ihn aus der Haft; sie wurden für diese That mit dem Kirchenbanne belegt.

Nach dem Aussterben der Ehrenfels kamen Kammerstein, Ehrenfels sammt Ehrnau und den übrigen Herrlichkeiten wahrscheinlich durch Erbschaft an die von Süßenheim. Kaiser Friedrich IV. kaufte endlich am 22. April 1461 von Hanns von Süßenheim die beiden Bugen sammt Ehrenau, dem Urbar, Gericht zc., wobei die Ritter Friedrich Herberstorfer und Jörg Grabner Zeugen und Siegler des Kaufbriefes waren. Von nun an wurden sie vom Kaiser pfleg- oder pfandweise verliehen, u. z. erhielt ddto. 11. November 1499 Graf Heinrich zu Hardteck und im Marchlande dieses Schloß und Amt vom König Maximilian für bargeliehene 15.000 fl. rh. Pfandweise in Bestand. Am 13. Mai 1510 erhielt Franz v. Dietrichstein dieses Schloß, Herrschaft und Gericht vom Kaiser Maximilian für 8500 fl. Zum Kriege wider die Venetianer bargeliehenen Geldes in Gold pfand- und pflegeweise und am 25. März 1528 Sigmund von Dietrichstein um 22.000 fl. erblich gegen die Versicherung des Wiederkaufes. Nach diesem hatte es Andrä Freiherr v. Pögl inne und nach seinem Tode ward es ddto. Grätz am 8. März 1568 dem Kaspar Freiherrn von Breuner, dessen Gattin Leonore und seinen 2 Söhnen Karl und Jakob auf ihr Leben lang um 17.000 fl. rhein. ohne fernere Steigerung pfandweise verliehen. Kaiser Ferdinand II. schenkte es endlich laut Donationsurkunde und rücksichtlich des Urbars Kaiser Kaiser Ferdinand III. ddto. Grätz am 26. Februar 1643 dem Hofkammerrathe und Kämmerer Marimilain Freiherrn v. Breuner.

Ehrnau und Kammerstein wurden darauf mit dem Fideicommißbande behaftet und blieben bei der Familie der Freiherren, nachher Grafen von Breuner, bis nach dem Tode des Karl Grafen von Breuner, Sohn des Landeshauptmannes Thomas Grafen von Breuner, die Herrschaft an Leopold Graf v. Galler, als gerichtlich erkannten Fideicommiß-Anwart überging. Vom Grafen Galler ging Kammerstein an Anton Grafen v. Lamberg und dann an Franz Fürsten von Liechtenstein über.

Eine schöne Sage knüpft sich an die Burg Kammerstein. Vor mehr als 250 Jahren lebte dort eine fromme Burgfrau mit ihrem dreijährigen Söhnlein. Ihr Gemahl, der Freiherr, aber war mit seinen Getreuen gegen die Türken gezogen. Da saß die schöne Frau, weinte bittere Thränen der Sehnsucht und des Kummers; vergebens lugte sie fast immer am Fenster hinunter auf die Straße. Fort und fort zogen flinke Reiter vorüber, aber das treue Antlitz ihres geliebten Gatten vermochte sie nie zu erschauen. Und wieder sah die Freifrau unermüdlich hinab in das Thal, denn sie war nun fest überzeugt, daß der Gemahl bald heimkehren werde. Da zog ein wohlgerüsteter Reiter lustig einher, es wehte der goldgelbe Federbusch am Helme, fröhlich wieherte das muthige Pferd und als der Reiter an den Burgweg kam, lenkte er schnell bergan. Die Freifrau ersah die Wappenfarben ihre Gemahls. „Dein Vater kommt“, frohlockte sie, hob den Kleinen auf den breiten Fensterrand und blickte voll Sehnsucht und Zärtlichkeit dem Ankommenden entgegen. „Er ist gesund, denn er tummelt wacker das Pferd“, sprach sie wieder voll Entzücken. Aber auch der rasche Junge drängte sich hart an die Mutter, glitt aus ihren schützenden Armen und stürzte hinab über den scharfkantigen Burgfelsen. Die unglückliche Mutter sank sprachlos zusammen und gab kein Zeichen des Lebens von sich. Wer beschreibt auch das Entsetzen des Freiherrn beim Anblicke des Geschehenen; dieser Augenblick überwog an Schmerz alle Gefahren, Wunden und Drangsale des Krieges, welche er so männlich getragen hatte. Er sprang aus dem Sattel und zögernd schlich er hin, um mit der Leiche seines einzigen Kindes nach langer Abwesenheit in die väterliche Burg zurückzukehren. Aber siehe - der Knabe war nicht todt! Schwerathmend lag er im schlammigen Grase des Bächleins, welches nach Regengüssen wild vom Hochgebirge niedertoset. Es regte sich die Hoffnung im Herzen des zärtlichen Vaters, daß das Söhnlein wieder genesen werde, da man keine Spur einer Verwundung an ihm entdeckte. Und als der Freiherr mit dem Kleinen in den Saal trat, ging ihm die Burgfrau mit verstörtem Blicke entgegen und forschte mit kaum vernehmbarer Stimme: „Lebt er?“ - „Er lebt“, sprach der Vater und legte das Kind nicht ohne einen Blick des Vorwurfes der Mutter in den Schoß. Und als der Knabe heranwuchs, zogen die frommen Eltern mit ihm nach Mariazell, legten ansehnliche Gaben als Zeichen des Dankes auf den Opferkasten und hingen eine gemalte Tafel, den Absturz des Kindes darstellend, dort auf, damit der Pilger diese wunderbare Geschichte in der fernen Heimat erzählen möge.