Der Obersteirer Dirnsdorf Ehrenfels Glarsdorf Gößeck Kammern Kammerstein Leims Liesing Liesingtal Mochel Mötschendorf Pfaffendorf Seiz
Geschichtsdaten Geschichten Sagen

Aus der Gemeinde und Pfarre Kammern

Startseite Pfarre Gemeinde Geschichte

Kammern

Kammern, Orts- und Kstrlgmd. des Grchtsbzk. Mautern; die Ortsgmd. umfaßt die Kstrlgmd. Dirnstorf, Kammern, Leims, Mötschendorf und Pfaffendorf, zusammen mit 10.240 Joch oder 5888 Hkt., 238 Hsr. und 1402 Sl. (695 ml., 707 wbl.) Die Kstrlgmd. Kammern hat 1333 Joch (766.475 Hkt.) 64 Hsr. u. 373 Sl. (187 ml., 186 wbl.) und ist fast ganz eben, nur im Norden ist die Abdachung des Reitings zu bemerken. Wegen gänzlichen Mangels an Alpen treibt man das Melk- und Jungvieh in die benachbarten Gemeinden. Der Liesingbach, an dessen linkem Ufer die ganze Gemeinde liegt, treibt hier 2 Brettersägen, 1 Mauthmühle mit 4 und 1 mit 3 Gängen.

Von Kammern führt durch den Leimsgraben ein Fußweg über das Steineck und den Preßnitzgrabenriegel nach Kaisersberg und Kraubath. Die Bahnstation Seiz-Kammern liegt von Kammern ¾ Std. entfernt in der Gmd. Mötschendorf, 2036 Fuß (643.3 Meter) über dem Meere, von den Nachbarstationen Mautern und St.Michael je 8 Kilometer entfernt. Die Strecke von Mautern bis nach St. Michael ist reich an fesselnder Abwechslung. Nachdem die Bahn den Markt Mautern verlassen und sich durch die enger zusammenstehenden Berge des oberen Liesingthales hindurchgewunden, schließt sich nach zweimaliger Übersetzung der Liesing und zweier Seitenbäche plötzlich eine üppige, mit Weilern, Dörfern und stattlichen Wirthschaftgehöften reich besetzte Ebene auf, welche im Osten von den Contouren der Vordernberger und Trofaiacher Berge, im Süden von den Vorbergen der Seckauer Alpen umrahmt ist und auf welche vom Norden der stolze Reiting herabschaut. Auf hohem Felsrücken der Pfefferwand erblickt man die Ruinen von Ehrenfels und darüber hinaus auf noch höheren Felsklippe die Reste der Burg Kammerstein, in der Ebene aber das Pfarrdorf Kammern, von wo sich die Bahn zwischen der Liesing und der Hauptstraße fortbewegend die Station Seiz-Kammern erreicht. Auf einem Vorsprung des Reitererkogels erblickt man die alte Kirche St. Ulrich, überragt vom gewaltigen Reiting, der hier seine mit den Häusergruppen Mochel und Scharsdorf bestellten Ausläufer gegen Trofaiach und Traboch entsendet, welch letzteres Dorf die Bahn gleich darauf berührt. Unter Traboch wendet sich die Bahn wieder auf das andere Ufer der Liesing und nach Süden, wo über Madstein und die Steinbrüche hinaus bereits die Gleinalpen hinter der Öffnung des Murthales ihre grünen Linien ziehen. Nach einigen Minuten ist die lebhafte Kreuzungsstation St. Michael mit ihren zahlreichen Hilfs- und Wohngebäuden erreicht.

In Kammern befinden sich eine 2classige gemischte Volksschule, eine k. k. Postexpedition und zwei Wundärzte. Ehedem, als noch die sehr befahrene Hauptstraße die einzige Verkehrsader mit dem Palten- und Ennsthale einer- und dem Murthale anderseits bildete, war außer dem Ackerbau den Bewohnern auch ein reichlicher Gewerbs- und Fuhrwerksverdienst gegeben. Die Ortschaft Kammern hat ihre Häuser geschlossen beisammen liegend und wird von der sogenannten Salzstraße durchschnitten. Jetzt ist sie ganz neu aufgebaut, nachdem am 28. März 1874 das ganze Pfarrdorf mit Ausnahme der Kirche durch eine furchtbare Feuersbrunst eingeäschert wurde, wobei auch mehrere Menschen ums Leben kamen.

Die Pfarre St. Johann Bapt. in Kammern ist dem Stifte Admont incorporirt und steht unter dem Dekanat Trofaiach. Eingepfarrt sind sämmtl. obgenannte Kstrlgmd. der Ortsgmd. Kammern, so daß die entlegensten Pfarrsinsassen 1 ½ Std. von der Kirche entfernt sind. Die Taufbücher gehen bis zum Jahre 1646 zurück. Von der eigentlichen Entstehung und Erbauung der hiesigen Pfarrkirche und des Pfarrhofes ist nichts Ausführliches bekannt, indem nicht einmal irgendwo eine Jahreszahl anzutreffen ist. Indessen, da diese Kirche nebst anderen dieser Gegend vor dem Jahre 1196 dem Erzbisthum Salzburg angehörte, so ist sie wahrscheinlich von einem der dortigen Erzbischöfe erbaut und eingeweiht worden. Ihre gothische Bauart zeugt mindestens von einem hohen Alter. Diese Kirche war in früherer Zeit eine Filiale von St. Michael an der Liesing, wurde sammt dieser Mutterkirche im Jahre 1196 unter dem Salzburger Erzbischof Abalbert gegen das Spital zu Friesach in Kärnten Vertauscht und im J. 1498 unter dem Papste Alexander VI. pleno jure ad mensam Abbatis dem Stifte Admont einverleibt. Sie soll im 13. Jahrh. eine abgesonderte Pfarre geworden und ihr als Filialen Mautern, Kallwang und Wald untergeordnet gewesen sein. Wenn auch zu jener Zeit die Pfarre noch nicht mit Admonter Stiftsgeistlichen besetzt war, so gehörte sie doch schon unter dessen Patronat, was auch daraus hervorgeht, daß nachdem die Kirche im J. 1491 durch die Türken zerstört wurde, sie durch Leonhard von Steinach, Abt zu Admont, wieder erbaut worden ist. Nach einem Brande im Jahre 1765 wurde die Kirche und der Pfarrhof, wie sie jetzt bestehen, hergestellt. Die Bilder und Statuen der Kirche sind ohne weiteren Kunstwerth. Auf dem Thurme befinden sich 3 Glocken; die größte ist vom Jahre 1536 durch Jörg Perger gegossen, die beiden anderen sind aus neuerer Zeit.

In Kammern wird am ersten Samstag nach dem Rosenkranzsonntag ein Viehmarkt abgehalten. Am östlichen Abhange des Reitings liegen die Ruinen der beiden Burgen Ehrenfels und Kammerstein. (Siehe diese.) Kammern kann auch als Ausgangspunkt zur Besteigung des Reiting (Gößeck) genommen werden. (Siehe den Artikel Gößeck.) Nördlich von Kammern, ober den genannten 2 Ruinen, liegt die 5211 Fuß (1646.68 Meter) hohe Gfällerwand, südlich das 4110 Fuß oder 1298.76 Meter hohe Steineck.