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Liesingthal

..., das, ein Seitenthal des Murthales, in den Gerichtsbezirken Mautern und Leoben liegend, ist anfangs enge, bis dasselbe durch vorspringende Höhenfast ganz geschlossen wird, erweitert sich aber bis zum Einflusse der Liesing in die Mur, welche Strecke auch das Kammererthal genannt wird.

Es beginnt an der südwestlichen Grenze des Bezirkes Mautern zwischen dem Gries- und Schrimpfkogel als finstere Liesing, nimmt einige kleine Gräben vom Leistenkahr und Steinkahr aus Westen kommend auf, zieht sich nördlich und wendet sich sodann, als eigentliches Thal, in südöstlicher Richtung.

Die in das Liesingthal einmündenden Gräben sind von Norden der Sulzgraben, der sich in die kurze und lange Teichen theilt. Noch mehr gegen Osten ist der Mauterergraben, der sich in den Magdwiesen und Reitingaugraben spaltet. Parallel mit diesem läuft der Zitritzgraben.

Östlich von der sich gegen Süden bis an die Liesing ziehenden Abdachung des Reitings ist das Kaiserthal, das von dem östlichen Gehänge des Reitings zuerst östlich und dann südlich läuft und sich gegen Osten ganz verflacht. Der südöstliche Graben ist endlich der Feitschergraben, der bei Trofaiach ausmündet.

Vom Süden kommen der Feisterer- und Pischinggraben und das Gottesthal (Gottstall), das am Hochzinken beginnt und sich in der Liesingau mit dem Liesingthale verbindet.

Bei Kallwang, Mautern und Kammern hat das Thal eine ziemliche, bei Pfaffendorf, Timmersdorf und Traboch aber die größte Breite. Die Hauptcommercial-(Salz-)straße und die Rudolfsbahn durchziehen das Thal bis zur Einmündung des Sulzbaches in der Liesing, oberhalb welcher bald die Wasserscheide zwischen Mur und Enns durch die sanften Bergrücken bei Wald gebildet wird.

Das Liesingthal ist trotz vieler ungünstiger klimatischer Verhältnisse ziemlich furchtbar. Der Boden ist fast durchgehend mehr oder weniger sandartig, welcher Umstand vereint mit dem, daß derselbe hier länger die Winterruhe genießt und daher in der Zeit der Tragbarkeit mit gesteigerter Wirkung das Wachsthum befördert, die Ursache ist, daß man sehr viel Dünger benöthigt und diesen in hinreichender Quantität zu erzeugen, ist das Einzige, was zu Verbesserung des Bodens gethan wird.

Die gebauten Getreidearten sind: Winter- und Sommerweizen, Winter- und Sommerkorn, Gerste und Hafer, jedoch nicht in allen Gegenden. Der Baucurs dieser Getreidearten wird hier gewöhnlich so eingeteilt, daß in jene Felder, die stets unter dem Pflug gehalten werden, zuerst Winterweizen, dann Winterroggen und dann Hafer kommt. Wird aber unter das Winterkorn Klee gesät, so benützt der Landmann solchen künftig durch ein volles Jahr, worauf er untergeackert und das Feld zur Weizenbesamung verwendet wird. Die Egarten werden im Frühjahre zum Anbau des Hafers umgebrochen, dieser sehr dicht gesäet, damit durch sein dichtes Heranwachsen das Feld rein erhalten werde. Nach der Fechsung des Hafers wird das Feld gedüngt, dann Weizen und endlich Korn gebaut, nachdem man vor dieser Frucht wieder etwas gedüngt hat. Das durch eine doppelte Düngung fruchtbar gemachte Feld bleibt dann durch drei Jahre dem Graswuchse überlassen.

Man säet im Allgemeinen pro Joch 2 ½ bis 3 Metzen Weizen, 3 Metzen Korn und 5 Metzen Hafer. Die Erntezeit beginnt im August. Der Landmann berechnet seine Fechsung gewöhnlich hier nur auf den doppelten Samen und freut sich schon einer sehr gesegneten Ernte, wenn er 3 - 4 Körner oder darüber erhält. Außer den Egarten läßt man noch jene Gründe zum Graswuchse liegen, die mehr naß sind, man zieht Abzugsgräben, bestreut sie mit Asche u. dgl. Wasserschöpfräder, zur Bewässerung geeignet gelegener Wiesen, findet man besonders an der Liesing an mehreren Orten.

Dort wo Kleeheu erzeugt wird, säet man dieses unter das Winterkorn. Für die Luzerne ist der Boden der Wiesengründe zu feucht, das Heu mäht man Anfangs Juli, in den Seitengräben des Thales wohl auch erst im August; Eine zweite Mahd erlaubt das Klima nur in wenigen Jahren. Man rechnet auf das Joch gute Wiese 54 Ctr. Heu und 26 Ctr. Grummet. In einigen Gegenden, z.B. Dirnstorf, Kammern, Mötschendorf erzeugt man auch Gemengfutter oder Wickenheu. Flachs wird ziemlich viel angebaut und gedeiht auch in den Egarten am besten.

Garten- und Obstbau findet in diesem rauhen Thale wenig Aneiferung und man gewinnt auch nur das zum Haushalt nöthige Gemüse. Obst ist sehr selten und außer den Kirschen sind nur noch einige frühreife Apfelsorten, die genießbar werden.Die Wälder bestehen größtentheils aus Nadelholz (Fichten, Tannen, weniger Lärchen). sie befinden sich aber in keinem besonders gutem Culturzustande.

Bei weitem der wichtigste Erwerbszweig ist die Vieh- und darunter hauptsächlich die Rinderviehzucht. Da dieser Zweig des Haushaltes zugleich auch der dankbarste für den hiesigen Landmann ist, so sucht er auch zwischen den bebauten Feldern, dann Wiesen und Weiden immer ein gewisses Verhältnis zu beobachten. Nach diesem dürften ungefäht 2 Theile Ackerland, 1 Theil Wiesen und 6 Theile Weiden angenommen werden. Im allgemeinen hat man große Vorliebe für den Mürzthaler Schlag, doch muß man, weil das Vieh im Sommer stets auf die Alpen getrieben wird und diese mitunter sehr steil sind, in manchen Gegenden das kleine rothe Pinzgauer Melkvieh wählen, welches auch bei mittelmäßig gutem Futter und Haltung im Ertrage jenem nicht nachsteht.

In Behandlung und Wartung seiner Haustiere ist der Liesingthaler Bauer sehr verständig und sorgsam. Das Hornvieh in ungemästetem Zustande als Zuchtvieh kommt besonders bei den Viehmärkten zu Mautern und Kallwang zum Verkaufe und die durch den Handel umgesetzte Summe ist nicht unbedeutend. Die Schaf-, Ziegen- und Schweinezucht ist nicht von Belang.

Die Bienenzucht hat hie und da durch das aufmunternde Beispiel des Seniors H. Kotschy Anhänger gefunden.