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Gößeck

Gößeck, die höchste Spitze des Reiting, in der Gmd. Gößgraben, Grchtsbzk. Leoben, 6984 Fuß oder 2206.944 Meter hoch. Er erhebt sich kühn und frei fast nach allen Richtungen hin. Im Nord und Nordost trennt ihn der Reitingau- und der Gößgraben von den umliegenden Bergen, im Osten begrenzt ihn das Gaythal und im Südwesten führt die Slazstraße über seinen Fuß. Das er mit Ausnahme des südwestlichen Theiles überall jäh und steil sich in die Ebene herabsenkt, ist von großem Nachtheil für den Landmann des unteren Liesingthales, weil der erwähnte Umstand nebst dem Mangel an Wasserquellen die Ansiedlung von Almen nicht ermöglicht. Durch seine ausnehmend günstige Situation fast inmitten der obersteirischen Gebirgswelt ist es im Stande, ein ungemein reichhaltiges und schönes Panorama derselben zu bieten. Eine besondere Specialität dieses Panorama?s ist besonders die, dass es eine fast vollständigen Überblick über zwei charakteristische Gebirgsformationen gewährt, die Zentralalpen und das Kalkgebirge.

Gewöhnlich wird das Gößeck von Trofaiach aus, von Mautern oder Kammern bestiegen. Als den bequemsten und mühelosesten Weg, der auch Damen den Aufstieg ermöglicht, kann man jenen bezeichnen, welcher von Kammern an der Ruine Kammerstein vorbeiführt. Man geht am oberen Ende des Dorfes beim Hause des vulgo Bretzen in nördlicher Richtung der Ruine Kammerstein zu. Die theilweise stark ausgeschwemmte Straße führt zuerst unterhalb einiger interessanter Dolomitfelsen in den grünen Wald. Bald winkt von einem isolierten Felskogel herab das gelblich braune, verwitterte Gemäuer des einstigen Schlosses, nun ein Lieblingsaufenthalt von Eulen, Falken und Eidechsen. Doch dauert es noch einige Zeit, bis man ihm ganz nahe gegenübersteht. Gleichzeitig taucht noch eine andere, noch mehr verwitterte Schloßruine auf, welche etwas höher liegt als jene; hoch oben auf der Spitze eines dreieckigen, nahezu gleichseitigen Felsens ragen die Trümmer der Burg Ehrenfels wie die Krone eines vermorschten Zahnes auf. Der Weg dreht sich immer mehr rechts, die Straße wird immer steiniger, das Terrain waldiger und nach ¾ Std. Weges tritt uns der Reiting mit offenen Armen zugleich entgegen, denn seine zwei südwestlichen Ausläufer bilden hier eine ungeheure Bucht, in deren Vordergrund die erwähnte Ruine steht. Von hier kann man unmittelbar über die grasige Mulde aufsteigen, welche sich links oberhalb des Schlosses zu einem malerischen Felskogel, die „Gföllwand“ hinzieht. Besser, wenn auch ein wenig weiter aber ist der Weg über die sogenannte Jageralm (auch Hacker- oder Serneralm). Man geht längs einer Holzriese immer höher, bis man den Ausgangspunkt derselben erreicht hat; dort, wo der Felshintergrund schon frei herniederschaut, dreht sich der Steig ein wenig nach links hinauf in den dichten Wald. Je weiter man aufsteigt, desto imposanter gestaltet sich die weite Bucht, in welcher die Ruine Kammerstein liegt. Um vor Beirrungen sicher zu sein, halte man sich, so oft der Steig auf eine freie Stelle führt, stark rechts und wenn auch bei oberflächlicher Betrachtung keine Spur eines Weges vorhanden zu sein scheint, so erkennt man doch bei näherer Untersuchung ganz deutlich, wie sich der schön ausgetretene Pfad wieder in den Wald hinein fortsetzt. Vom Schlosse weg erreicht man die Serneralm in einer guten halben Stunde. Von der Serneralm führt links oberhalb der Weg weiter zu Seiwaldlalm; in grau gefärbten gut markirten Zickzackwindungen durchzieht er zuerst den Wald ziemlich steil ansteigend, jedoch schon nach einer Viertelstunde betritt man das Freie, einen schönen grasigen Weideboden, auf dem auch ein kleines Brünnlein Erquickung bietet. Von hier ist die Richtung kaum mehr zu verfehlen, da man die schneidige Kante des zu erreichenden Bergrückens schon ganz nahe ober sich hat und wenn sie erreicht ist, man bereits zur Seiwaldlalm hinübersieht. Von der Serner- bis zur Seiwaldlalm rechnet man ¾ Std. Bei der Seiwaldlalm treffen die Wege von Kammern und Mautern zusammen, beide sind auch nahezu in gleicher Zeit zurückzulegen, also in gut 2 Stunden. Von der Seiwaldlalm bis zum höchsten Punkt des Reitings, dem Gößeck, ist der weitere Aufstieg weder beschwerlich noch gefährlich. Ein leicht erkennbarer Steig führt rechts ober der Almhütte weg bis auf den Gipfel. Nur muß man sich, sobald man die Almhütte verläßt, hüten, daß man den Steig betritt, welcher in die Tiefe führt, sondern man hält sich an den höher gelegenen, der eine kleine Strecke durch den Wald, dann über einen Schlagen zu einem schönen, eingehegten Weideboden führt. Man übersteigt den Zaun und ist in der Region des Krummholzes durch welches sich der Weg über steiniges Terrain fortschlängelt, bis man nach ¾ Std. den Punkt erreicht, wo der südwestliche Ausläufer des Reiting sich spaltet. Von jetzt an bewegt sich die Wanderung größtenteils auf der südöstlichen Seite des Reiting, indem der Weg knapp unter dem Felsgrat hinzieht, während sich auch das Panorama nach Süden und Osten immer voller aufthut. Bevor man vollends auf den Gipfel zur Triangulierungs-Pyramide gelangt, passiert man noch die Ausgangspunkte von drei tiefen Einschnitten; der erste führt durch die sogenannten „Buchen“ zum Dorfe Dirnsdorf, der zweite nach Mochel, der dritte mündet schon in die Gegend von Trofaiach. Die Vegetation wird immer spärlicher; der Boden, auch dort, wo er nicht mehr abschüssig ist, immer verwitterter, wodurch der letzte und vorletzte Gipfel ein eigenthümlich graues, braun melirtes Aussehen erhalten. Auch der Aufstieg von Mautern ist recht bequem.

Von Trofaiach dauert die Tour etwas länger; zuerst eine Stunde nach Scharsdorf, wo beim Zimmermeister übernachtet werden kann; dann in den Bechelgraben ½ Stunde, bis wohin ein Führer angezeigt ist, dann bei einer Köhlerei vorüber zuerst rechts, dann links in den obersten Thalboden, dann fast ganz gerade auf den Gipfel 3 ½ Stunden; schwach sichtbarer Steig fast bis auf die Höhe. Bequemer, aber fast um eine Stunde weiter ist der Weg durch den Wasserfallgraben; er führt zunächst zur Halterhütte, dann über die Schneide beim Bechelgraben herüber auf den Gipfel. Die Rundschau ist eine reiche und mannigfaltige, zugleich die schönste von Obersteiermark. Die Thalaussicht ist zwar nicht gerade reichlich zu nennen, doch ist sie durch schöne Gliederung und Formation, mit welcher die Vorberge und niederen Höhen in die Thäler ausfließen, sehr malerisch. Zudem bieten alle Ebenen ein sehr belebtes Ausehen, da sie gut bebaut und ziemlich dicht bevölkert sind. Vor Allem bemerkt man den Reitingau- und Gößgraben, welche, reichlich besäet mit Almen und Huben, tief unter uns um den Berg herumziehen, mehr gegen Nordost zieht das anmutige Thal von Tragöß; das weite Gaithal zwischen Kammern und Trofaiach ist ganz aufgedeckt und bietet eine mannigfaltige Fülle von Gehöften und Ortschaften, welche sich von Trofaiach an bis über Donawitz und Leoben nach Göß hin fortsetzen. Von Leoben kann man die Richtung des Murthales bis gegen Bruck hin verfolgen, ebenso von St. Michael bis Zeltweg, dessen Fabriksgebäude deutlich zu sehen sind. Offen liegt ferner das Liesingthal, von Mautern bis St. Michael ob Leoben, mit Ausnahme des Pfarrhofes Kammern, welcher verdeckt ist.

Das Gebrigspanorama ist hingegen sicherlich eines der reichhaltigsten, welches ein obersteirischer Berg überhaupt bieten kann. Gegen Südwesten sind der Seckauer Zinken, der Grimming, der, weil er seine Gestalt nicht verändert hat, sehr leicht zu erkennen ist, der Dachstein, die Hochwildstelle und die Seethaleralpen seht gute Orientierungspunkte. Zwischen diesen einzelnen Punkten streben zahllose Spitzen in die Höhe, wie sie die Gegend im oberen Mur- u. Liesingthal, um Rottenmann, Oppenberg, Irdning, Sölk bis Schladming füllen.

Namentlich bleibt von den Tauern fast keine Spitze verborgen. Nach Süden dürften die Seethaleralpen die Begrenzung bilden, nach Südwest die Hochwildstelle oder der Hochgolling und der Dachstein. Bei völlig frischer und reiner Atmosphäre, etwa an einem Sommermorgen nach einem Gewitter dürfte jedoch der Ausblick noch ziemlich weit hinein ins Salzburgische reichen. Diese Berge haben eine mehr gerundete Form, zeigen weniger ihren Unterbau, als ihre in der Regel sehr spitzen Gipfel und haben ein dunkles, grünbraunes Colorit, welches die Morgen- oder Abendsonne in ein warmes Dunkelviolett umwandelt.

Gegen Nord und Ost zeigt sich aber ein wesentlich anderer Gebirgscharakter. Es sind größtenteils Kalkgebirge, die man vor sich hat, mit freistehenden zerrissenen grauen Felsmauern und phantastisch geformten, grauenhaft in die Tiefe abfallenden Gipfeln, worunter namentlich die Admonter Gebirgswelt einen hervorragenden Platz einnimmt, darum diese helle Röthe, wenn die Sonne sie begrüßt oder Abends von ihnen scheidet. Über den Zeiritzkampl bei Wald, den Lugauer bei Radmer, das thurmartig aufstrebende Hochthor im Gesäuse, die Plösch bei Admont sind der Phyrn, Priel und das Waschenegg zu erblicken.

Etwas verworren ist die Fernsicht über den pyramidal geformten Tamischbachthurm hinaus gegen die Region der Voralpe in die Gegend von Ybbsitz u. Gaming. Zuvor tauchen noch der Stadelstein, die Hochkoppe, der Kaiserschild und Blaserkogel auf. Vom Pfaffenstein bei Eisenerz zieht der ganze Kranz der Schwaben bis zum höchsten Punkt dieses Gebietes; ein sehr interessanter Berg in dieser Kette ist der Ebenstein bei Tragöß, sein Gipfel ähnelt einem Kegelstutz; die mehr im Vordergrund gelegene Vordernberger Mauer, der Reichenstein, dem zur Rechten sind noch der Oetscher schüchtern hervorwagt, der Trienchtling bei Trofaiach und das anmuthige Thal von Tragöß leiten das Auge dann hinüber zur Veitsch-, Schnee- und Karalpe, zum Göstritzkogel, Wechsel, Stuhleck, Rattneralpe und Teufelsstein bei Fischbach. Sodann fliegt das Auge zum Rabenwald bei Pöllau, zum Rennfeld bei Bruck, beim Teichalpen-Gebirge und Paffailer Bergen und zum Schöckel. Somit sind wir im Osten angelangt uns kehren über die Mugel bei Leoben, den Polster bei St. Michael die Glein- und Stubalpe, den Speikkogel, Zirbitzkogel nach Südwesten zurück. Die in seinem Duft gehüllten Contouren, welche man links vom Zirbitzkogel erblickt, gehören dem Bacher und der Koralpe an.

Jedenfalls gehört das Gößeck, resp. der Reiting zu den lohnendsten der obersteirischen Bergpartien, da der ganze Aufstieg nur einen Aufwand von kaum 5 Stunden kostet.