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Die Schatzhöhle im Reiting

Zwischen Trofaiach, Kammern und Mautern erhebt sich wuchtig der mächtige Bergstock des Reiting. Von der höchsten Spitze, dem Gößeck, fallen wildzerrissen und zackig Felswände und steinige Rinnen und Geröllhalden steil hinab zum Gößgraben und in die Reitingau, der  mattenreiche, breite Bergrücken aber erstreckt sich, langsam abfallend bis Kammern zu ins Liesingtal. Quellen und Wasserläufe kommen dort und da zu seinen Füßen aus dem Berge und man erzählt sich, dass ein großer, langgestreckter See in seinem Inneren ausgebreitet sei und dass immer wieder wagemutige Leute von hüben und drüben versucht hätten, in das Innere des Berges zu dringen und den zauberhaften See zu sehen. 

So machte sich einmal ein beherzter Mann aus Kammern auf und fand tatsächlich die ihm beschriebene Höhle, welche den Eingang in den Berg bildete. Zum Schutze gegen die bösen Geister zog er ein neues weißes Leinenhemd über sein Gewand und steckte vier geweihte Wachskerzen zu sich, um auf diese Weise vor allen bösen Anschlägen gefeit zu sein. 

In Gottesnamen also schritt er ganz langsam in den Berg hinein. Er hatte kaum ein Stück Weges zurückgelegt, als er schon zu einem großen See kam. Dort bestieg er einen Kahn, der am Ufer angebunden war und fuhr nun mit diesem bedächtig über den wunderbar spiegelnden See, in dem große blinde Fische schwammen. 

Da, auf einmal stand der Kahn auf felsigem Boden still, das Licht der Laterne erlosch und ringsherum war es stockfinster. Der "Döll", aus dem Wasser aufsteigende Dünste, hatten sein langsam flackerndes Laternenlicht ausgelöscht. Nun hielt der Mann ratlos inne und sann auf Rettung. Im nächsten Augenblicke aber wurde es wieder hell und licht, ein sonderbarer 

Lichtschein glitt über das Wasser des Sees und bestrahlte die Felswände rings um ihn her. Da stand in riesiger Gestalt, drohend und finster blickend der Berggeist vor ihm. "Was schaffst du hier?" fuhr er den erschrockenen Mann mit grollender Stimme an. 

Der Mann fasste Mut und erwiderte: "Durch den Berg wollte ich hindurch fahren ins andere Tal. Als ich aber hier mit dem Kahne fuhr, verlöschte mein Licht. Darfst aber nicht glauben, dass ich mich fürchte, ich habe vier geweihte Kerzen bei mir." 

"Dein Glück" brummte der Berggeist, "dass du ein neues Gewand trägst und geweihte Kerzen mitgebracht hast, denn sonst hätte ich dich in Stücke zerrissen. Kein Sterblicher darf diese Räume betreten und wehe dem, der es dennoch fürwitzig wagt! Jetzt aber komm mit mir! Da du schon einmal da bist, will ich dich im Berge herumführen und dir alles zeigen. Ich habe einen Karfunkelstein, der leuchtet hell durch das Dunkel. Gold, Silber und edles Gestein wirst du genug sehen, aber du darfst nicht mehr aus dem Berge mitnehmen, als an deinem Rocke hängen bleibt." 

Jetzt wendete der Mann, dem es doch nicht ganz geheuer war und der lieber umgekehrt wäre, ein, er könne nicht mitgehen, weil er nichts zum Essen mit habe. "Kümmere dich nicht um das", fuhr der Berggeist dawider, "solange du bei mir bist, wirst du mit allem versorgt sein." Mit diesen Worten wendete sich der Berggeist und schritt voran.

In langen Zapfen hingen Gold und Silber von den Wänden und von der hohen Decke, die sich über den See wölbte, hernieder, dass es nur so glitzerte. Edel-  und Karfunkelsteine leuchteten vielfarbig an den Wänden und vorspringenden Felsen. Der See aber erstrahlte bis auf den Grund wie hellster Kristall und aller Gold-  und Silberglanz und das Steinegefunkel spiegelte sich im Wasser wider, sodass der arme Mann des Schauens und Staunens nicht müde wurde. Drei volle Jahre brauchten sie, bis der Mann aus Kammern alles gesehen hatte und im weiten Innern des Berges herumgekommen war. 

Endlich führte der inzwischen sehr umgänglich gewordene Berggeist den Mann wieder zum Berge hinaus. Am Ausgang zeigte er ihm sogar den weiteren Weg, verbot ihm aber streng, sich auch nur ein einziges mal umzusehen. 

Als der Mann schon ein Stück Weges heimwärts gegangen war, plagte ihn doch die Neugierde zu sehr. Als er aber zurückschaute und das Felsentor suchte, bei dem er aus dem Berge herausgekommen war, sah er nichts mehr. Ringsherum hatte sich alles verändert und es waren keine Höhle oder auch nur ein Felsenspalt zu sehen. 

Nun wollte der Mann sein Hemd ausziehen. Da fand er es zu seiner unbeschreiblichen Freude auf und auf mit Goldstaub bedeckt. So eilte er nach Hause. Mit dem Gelde, das er für den Goldstaub erhielt, konnte er sorgenlos und froh bis an sein Ende leben.