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Wie die Frau Perchtl einen neugierigen Knecht bestrafte

Es war einmal in Kalwang, da sprach die Bäuerin am Abend vor dem Dreikönigstage zu ihren Mägden: „Habt ihr wohl allen Flachs und Werg gesponnen? - Alles muss herunter vom Spinnrad, sonst kommt in der Nacht die Frau Perchtl und verwirrt euch den ganzen Flachs und ihr habt auch kein Glück.“

Das hörte auch der Großknecht und lachte dazu, weil er an die Frau Perchtl nicht glaubte. Dann fragte er die Bäuerin: „Frau Muatta, wird‘s ös heint a wieda a Schüss‘l Milch aufstellen für die Perchtl und ihre Kinda?“ - „Freili wuhl, hab‘s nou jed‘s Johr toan! Und die Löff‘l kimman a dazua!“ - Lachend ging der Knecht aus der Stube.

Vor dem Schlafengehen deckte die Bäuerin den Tisch mit einem weißen frischen Tuche und stellte eine Schüssel voll süßer Milch darauf. Dazu legte sie alle Löffel, die im Hause zu finden waren. Dann sprach sie: „Segne es euch Gott, Frau Perchtl, und auch euch armen Seelen!“

Der Großknecht sah spöttisch diesen Vorbereitungen zu und dachte sich: „Ich möchte doch einmal die Frau Perchtl sehen.“ Kurz vor Mitternacht kroch er deshalb in den großen Stubenofen, bohrte sich ein Loch in die Ofenwand und wartete auf die Dinge, die da kommen sollten.

Als es gerade Mitternacht schlug, ging die Tür auf und herein kam ein altes Mütterchen mit vielen Runzeln im Gesicht und ihr folgten viele, viele kleine Kinder. So groß war ihre Zahl, dass sie schier in der Stube keinen Platz mehr hatten. Das war die Frau Perchtl mit den ungetauften Kinderseelen.

Nun bereute der Knecht seine Neugierde, aber es war schon zu spät. Auf einmal drehte sich die Frau Perchtl zum Ofen und sagte zu einem Kinde: „Deck die Lücke zu!“ Da wurde es auf einmal ganz finster vor den Augen des Knechtes und er sah gar nichts mehr.

Nach einer Weile kroch er aus dem Ofen heraus und da merkte er erst, dass er blind war. Alles Jammern half nichts. Am nächsten Tage ließ er sich zum Pfarrer führen und erzählte ihm alles. Der Pfarrer sprach: „Kriech in der nächsten Perchtlnacht wieder in den Ofen! Vielleicht macht dich die Perchtl wieder sehend.“

Der Knecht befolgte diesen Rat und kroch in der nächsten Dreikönigsnacht wieder in den Ofen. Und richtig kam die Frau Perchtl mit den vielen Kindern um Mitternacht herein. Der Knecht hörte, wie die Stubentür aufging und wie viele, viele zarte Füßchen einhertrippelten. Und eine Stimme sagte: „Deck die Lücke wieder auf!“ Und so, o Himmel! der Knecht sah auf einmal wieder die Stube mit dem gedeckten Tisch, das Licht brannte, die Milchschüssel stand in der Mitte und viele Löffel lagen dabei. Rasch kroch er aus dem Ofen heraus, aber niemand war zu sehen. Aus vollem Herzen dankte er der Frau Perchtl und blieb ein braver Knecht sein Leben lang.