Von den Hexen am Zeiritzkampel
Der Zeiritzkampel ist ein rechter Hexenberg, denn auf seinem Gipfel versammeln sich zu gewissen Zeiten die Hexen der ganzen Umgebung; sie kommen aus dem Liesing- und Paltentale, aus Radmer und Johnsbach und von noch weiter her.
Auf Besenstielen, Ofengabeln und manchmal auch auf Ziegenböcken reitend, fahren sie nachts durch den Rauchfang hinaus in die Luft und landen als jungfrische Frauen auf dem Gipfel. Dort halten sie mit dem Teufel wüste Gelage ab, tanzen und springen herum, kehren aber noch vor der Morgendämmerung auf dem gleichen Wege in ihre Behausungen zurück; sie sind dann wieder alte, hässliche Weiber wie zuvor.
In der Walpurgisnacht (1. Mai) treiben sie es besonders arg; da versammeln sich alle Hexen der Umgebung beim „Wunderloch“ des Zeiritzkampels. Dort ist der Eingang zu einem großen unterirdischen See, in dem kohlschwarze Fische leben und ein gräulicher Lindwurm haust. Rund um dieses Loch halten sie dann ein Wettrennen ab, wobei sie wieder auf Besenstielen oder Mistgabeln reiten und mit schauerlichem Gejohle herumhopsen.
Wenn mutwillige Leute einen Stein ins Loch werfen, dann kommt in kürzester Zeit ein fürchterliches Unwetter mit Blitz und Hagelschlag, manchmal sogar ein Wolkenbruch. In den Hagelkörnern findet man dann jedes Mal ein graues Hexenhaar, ein Zeichen, dass die Wetterhexen als Rache für den Steinwurf das Unwetter zusammengebraut haben.
Auch „Butterhexen“ gibt es; sie sind im Stande, Besenstiele, Mistgabeln und andere Geräte, ja sogar Stiere zu melken. Sie haben deshalb immer Überfluss an fettreicher Milch, sodass sie Unmengen von feinsten Butterstriezeln erzeugen können.
Auch männliche „Hexen“, so genannte „Hexenmeister“, soll es geben, die es womöglich noch ärger treiben; meistens sind sie ganz besonders arge und böswillige Wettermacher.