Geschichtsdaten Geschichten Sagen
Die Raubritter von Ehrenfels Der Fenstersturz Der Kindssturz neu Der Ehrenfelser Das Ende von Ehrenfels Die Schatzhöhle im Reiting Teufel - Stadlerbauer Türkenfeld - Blutsattel Der Federweißbergbau Der Engel des Paltentales Der Teufel holt einen Hirten Untergang des Kupferbergwerks Der weiße Hirsch Die erlöste Jungfrau Goldgrube in der Hölle Beim Kühbrandner Kreuz Hexen am Zeiritzkampel Die Wittfrau und ihre Kinder Frau Perchtl bestraft Knecht Das erlöste Kind

Aus der Gemeinde und Pfarre Kammern

Startseite Pfarre Gemeinde Geschichte

Die Raubritter von Ehrenfels

Zwischen den Ortschaften Kammern und Mautern im Liesingtal sieht man auf schroffen Felsrücken die Ruinen Kammerstein und Ehrenfels. Eine tiefe Schlucht trennt die beiden Burgen, die wie kühn gebaute Adlernester von ihren Höhen ins Tal blicken.

Auf diesen Burgen hausten zur Zeit des Faustrechtes wüste Raubritter. Kirchen, Klöster und Bauernhöfe wurden von ihnen überfallen und beraubt. Die Kaufleute, die mit ihren kostbaren Waren vorbeizogen, wurden geplündert, gefangen genommen und in die unterirdischen Verliese geworfen. Wehe ihnen, wenn sie sich nicht mit hohem Lösegeld loskaufen konnten! Die Salzführer, die ihre Ware von Aussee nach Mittel- und Untersteier bringen wollten, mussten durch das Liesingtal ziehen und wurden von den Rittern ausgeraubt. Kein Wanderer war mehr auf der Straße sicher, und den Landleuten wurde Getreide und Vieh einfach weggenommen.

Wohl wurden die Raubburgen öfters belagert, aber sie waren uneinnehmbar. Stets befanden sich dort zahlreiche Raubgesellen, die durch nächtliche Überfälle den Belagerten großen Schaden zufügten. Auf diese Weise wurden die Raubritter immer verwegener und dehnten ihre Streifzüge bis ins Enns-, Mur-, und Mürztal aus.

Am tollsten trieb es der letzte Ehrenfelser. In vielen Häusern, auf der Straße, auf Wiesen und Feldern, in den Wäldern, überall lagen verstümmelte Leichen, alles Opfer des unmenschlichen Raubritters. Im Burgverlies wimmelte es von Unglücklichen, und in den Kellern häuften sich ungeheure Schätze.

Einst saß der wilde Raubgraf mit seinen Spießgesellen beim Mahle. Gefangene Nonnen, Ritterfrauen und vornehme Fräulein, die man gewaltsam entführt hatte, mussten die Speisen auftragen und den Wein einschenken. Wehe, wenn sich eine der Frauen weigerte! Gleich stak der Dolch eines Mordbuben in ihrer Brust. Mitten in der größten Ausgelassenheit öffnete sich plötzlich die Tür, und ein greiser Einsiedler mit langem, weißen Bart erschien. Mit lauter Stimme warnte er die wilden Gesellen vor weiteren Untaten und forderte sie zur Buße auf.

Aber nur schallendes Gelächter und Schimpfworte erhielt er zur Antwort, und der wilde Ehrenfelser schrie: "Buße, ja Buße sollst du tun für dein keckes Eindringen! - Auf Gesellen, ergreift ihn!" Schon wollten sich die Knechte auf den Greis stürzen, doch drohend erhob dieser die Hand und rief: "Ihr sollt mir kein Haar krümmen!" Dann winkte er den Frauen und verließ mit ihnen den Saal. Niemand wagte, ihnen zu folgen; starr und stumm saßen die Gesellen beim Tische. Der Ehrenfelser schäumte vor Wut und wollte selbst den Fliehenden folgen.

Plötzlich aber erbebte die Burg, ein furchtbares Donnergetöse erklang, die festen Mauern stürzten zusammen und begruben den Raubgrafen und seine Spießgesellen unter den Trümmern. Niemand entkam lebendig.

In stürmischen Nächten, wenn schwarze Wolken am Himmel dahinjagen, hört man aus den Ruinen lautes Geheul, dunkle Gestalten huschen umher. Das sind die wüsten Raubgesellen, die im Grabe keine Ruhe finden können. Manchmal sieht man auch blaue Flämmchen auf den Mauertrümmern; sie deuten an, dass hier Schätze verborgen sein sollen.