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Die erlöste Jungfrau

Ungefähr in der Mitte zwischen Mautern und Kalwang liegt im Liesingtal ein stattlicher Bauernhof, zum „Kühbrandner“ genannt. Vor vielen Jahren, als das Vieh dieses Bauernhofes gerade auf der Weide war und von zwei Kindern behütet wurde, erschien bei ihnen ein buckliges Männlein und sprach: „Liebe Kinder, fürchtet euch nicht, wenn eine weiße Schlange kommt. Sie hat eine Krone auf dem Kopf und einen goldenen Schlüssel im Rachen. Diesen sollt ihr der Schlange entreißen, dann wird es euch das ganze Leben lang gut gehen.“

Die Kinder versprachen, alles zu tun, was das Männlein verlangte, worauf dieses plötzlich verschwunden war. Nach einer kleinen Weile kam wirklich die weiße Schlange mit der glitzernden Krone und dem goldenen Schlüssel. Die Kinder aber fürchteten sich und liefen schnell davon.

Später einmal hütete ein braver Bursch auf demselben Platz eine Herde. Wieder erschien das bucklige Männlein, verlangte das Gleiche wie seinerzeit von den Kindern, und als der Junge zusagte, war kein Männlein mehr zu sehen. Der Hirte hatte keine Angst, als bald danach eine weiße Schlange erschien, und entriss ihr mutig den Schlüssel. In diesem Augenblick verwandelte sich die Schlange in eine wunderschöne Jungfrau, die ihn freundlich ansprach: „Du hast mich erlöst, und ich will dich dafür reich belohnen. Komm, folge mir nach!“

Sie führte den Burschen quer übers Tal zu einer nahen Felswand, in der eine eiserne Tür war, die der Bursche früher nie gesehen hatte. Mit dem goldenen Schlüssel sperrte sie auf, und beide traten in eine geräumige Höhle, in der es überall nur so von Gold, Silber und Edelsteinen blitzte. Die Jungfrau füllte die Taschen des Jungen mit den allseits reichlich vorhandenen Kostbarkeiten, dankte ihm nochmals für die Erlösung und führte ihn wieder hinaus.

Plötzlich war sie verschwunden, die Eisentür schloss sich krachend, und als sich der Bursch erschrocken umdrehte, war kein Tor mehr zu sehen. Schon glaubte der Hirte, dass er nur geträumt habe, aber die Schätze in seinen Taschen belehrten ihn, dass er alles wirklich erlebt hatte.

Der Junge war nun reich, kaufte sich Haus, Hof und Vieh und war glücklich bis an sein Lebensende.